Bibliographische Angaben zur Publikation
Anwendung der ICF Core Sets in der Begutachtung von Patienten mit lumbalen Rückenschmerzen und generalisiertem Schmerzsyndrom
Vortrag auf dem Zwanzigsten Rehabilitationswissenschaftlichen Kolloquium vom 14. bis 16. März 2011 in Bochum
Sammelwerk / Reihe:
Nachhaltigkeit durch Vernetzung
Autor/in:
Kirschneck, Michaela; Winkelmann, Andreas; Kirchberger, Inge; Gläßel, Andrea; Ewert, Thomas; Stucki, Gerold; Cieza, Alarcos
Herausgeber/in:
Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV Bund)
Quelle:
Berlin: Eigenverlag, 2011, Seite 101-103
Jahr:
2011
Abstract:
Das sozialmedizinische Gutachten ist eine wesentliche Grundlage zur Entscheidung der Rentenversicherungsträger über eine Gewährung von Leistungen zur Teilhabe und von Renten wegen verminderter Erwerbsfähigkeit. Trotz existierender Leitlinien und der Tatsache, dass es allgemein akzeptiert ist, dass die Beurteilung der Funktionsfähigkeit ein essentieller Bestandteil ist, stellt sich die Frage, inwieweit eine größere Standardardisierung und Objektivität von ärztlichen Gutachten gewährleistet werden kann.
Die
ICF (Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) (
WHO, 2001) stellt einen konzeptuellen Rahmen und zugleich eine einheitliche, standardisierte Sprache zur Beschreibung von Funktionsfähigkeit und Behinderung zur Verfügung. Die
ICF Core Sets, krankheitsbezogene Listen relevanter
ICF Kategorien, könnten den Gutachtern als praktikables Tool an die Hand gegeben werden. Damit könnte die Standardisierung in der Begutachtung
unterstützt werden.
Ziel des Forschungsvorhabens ist es, zu überprüfen, ob die
ICF Core Sets für lumbale Rückenschmerzen (Cieza
et al., 2004a) sowie die
ICF Core Sets für das generalisierte Schmerzsyndrom (Cieza
et al., 2004b) als Grundlage zur Anfertigung von Gutachten über Patienten mit diesen Gesundheitsstörungen herangezogen werden können.
Im Rahmen einer retrospektiven, qualitativen Studie wurden ärztliche Gutachten von Patienten mit jeweils lumbalen Rückenschmerzen oder generalisiertem Schmerzsyndrom für die Deutsche Rentenversicherung in die Sprache der
ICF übersetzt. Die Übersetzung (Linking) wurde nach einer ausführlichen Schulung in Linking-Regeln (Cieza
et al., 2002; Cieza
et al., 2005) von sozialmedizinischen Gutachtern von verschiedenen Trägern der
DRV und Gesundheitsfachpersonen des Institutes für Gesundheits- und Rehabilitationswissenschaften (IHRS) München durchgeführt. Anschließend wurden die Häufigkeiten der genannten
ICF Kategorien berechnet und mit den
ICF Core Sets für lumbale Rückenschmerzen und generalisierten Schmerzsyndrom abgeglichen.
Insgesamt wurden 309 sozialmedizinische Gutachten mit der Gesundheitsstörung lumbaler Rückenschmerz und 233 sozialmedizinische Gutachten mit der Gesundheitsstörung generalisiertes Schmerzsyndrom von Trägern der Deutsche Rentenversicherung ausgewählt und anonymisiert für die Studie zur Verfügung gestellt. Davon wurden insgesamt 294 Gutachten analysiert. Die Inhalte der sozialmedizinischen Gutachten spiegelten sich weitgehend in den
ICF Core Sets wider. Insgesamt wurden 10
ICF Kategorien (2
ICF Kategorien der Körperfunktion, 1
ICF Kategorie der Aktivität und Partizipation sowie 7
ICF Kategorien der Umweltfaktoren) aus den 78
ICF Kategorien des
ICF Core Sets für lumbale Rückenschmerzen nicht berücksichtigt. Aus den 138 gelinkten sozialmedizinischen Gutachten für das generalisierte Schmerzsyndrom bildeten sich zwei
ICF Kategorien, b740 Funktionen der Muskelausdauer und e465 Gesellschaftliche Normen, Konventionen und Weltanschauungen aus den 67
ICF Kategorien des
ICF Core Sets für generalisierte Schmerzsyndrom nicht ab.
Die Ergebnisse der analysierten Gutachten zeigen, dass die Inhalte der Gutachten sehr umfangreich sind. Entsprechend sollte ein krankheitsspezifisches
ICF Core Set für die berufliche Rehabilitation berücksichtigt werden, in dem alle
ICF Kategorien aus den Gutachten der 2. Ebene, deren Cut off größer oder gleich 50 Prozent war zuzüglich der Kurzen
ICF Core Sets für LBP
bzw. CWP, das Kurze
ICF Core Set für die berufliche Rehabilitation (Escorpizo R
et al., submitted 2010) und das
ICF Core Set for Disability evaluation in social security (Brage
et al., 2008) beinhaltet sind. Damit liegt eine fundierte Basis zugrunde, auf der über eine Verabschiedung von krankheitsspezifischen
ICF Core Sets für die sozialmedizinische Begutachtung diskutiert
werden kann.
Weitere Informationen:
Schlagworte:
Informationen in der ICF:
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Dokumentart:
Sammelwerksbeitrag / Forschungsergebnis
Bezugsmöglichkeit:
Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV Bund)
Forschungsportal der Deutschen Rentenversicherung
Homepage: http://forschung.deutsche-rentenversicherung.de/ForschPortal...
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Referenznummer:
R/NV336611
Informationsstand: 29.03.2011